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Thema dieses Diskussionsforums sind Sekten und ihre Machenschaften. Jeder, der daran Interesse hat, ist herzlich eingeladen, sich hier zu beteiligen. Eine Herausforderung an alle, die selber denken und nicht nur denken lassen.

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Gerrit Lösch, Glied der Leitenden Körperschaft

Begonnen von German, 29 Mär 2002, 22:37

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German

 Ich habe nun gehört, dass Gerrit Lösch sich früher zu den "anderen Schafen" zugehörig fühlte. Dementsprechend war er einer der nichtgesalbten "Gegebenen" (Nethinim). Erst nach dem Tod seiner Frau begann er von den Symbolen zu nehmen, und so war der Weg in die Leitende Körperschaft frei.

Einige hier kennen Gerrit Lösch ja persönlich. Weiß jemand Näheres darüber und kann das bestätigen (obwohl ich meine Quelle für glaubwürdig halte)?

Cherkahphael

 Ich werde eine Schwester in meiner Versammlung fragen! Sie soll Bruder Lösch kennen!

Heimkehrer

 Gerrit hat mich vor meinem Weggang zwecks Ermunterung einige Male in meiner Wohnung besucht und Briefe gesandt. Ich habe nicht gehört, ob er ein "Jonadab" war oder nicht. Nebenbei, bevor er seine Karriere begann, war er im Gastgewerbe in Graz tätig.

Dass seine Frau Merete gestorben wäre, ist mir auch neu, jedenfalls war sie beim "Einzug" in Brooklyn noch dabei.

Im WT vom November 1994 war zu lesen:

Leitende Körperschaft erweitert: Um die Besetzung der leitenden Körperschaft der Zeugen Jehovas zu erweitern, wurde den 11 Ältesten, die ihr gegenwärtig angehören, mit Wirkung vom 1. Juli 1994 ein weiterer hinzugefügt. Es handelt sich dabei um Gerrit Lösch. Bruder Lösch begann am 1. November 1961 mit dem Vollzeitdienst und besuchte die 41. Klasse der Wachtturm-Bibelschule Gilead. Von 1963 bis 1976 stand er in Österreich im Kreis- und Bezirksdienst. 1967 heiratete er, und gemeinsam mit seiner Frau Merete gehörte er später 14 Jahre lang zur österreichischen Bethelfamilie in Wien. Vor vier Jahren wurden sie ins Hauptbüro der Gesellschaft in Brooklyn (New York) versetzt, wo Bruder Lösch seither in der Verwaltung sowie als Gehilfe des Dienstkomitees tätig gewesen ist. Nicht zuletzt dank seiner vielfältigen Erfahrung im europäischen Gebiet und seiner Sprachkenntnisse in Deutsch, Englisch, Rumänisch und Italienisch wird er einen wertvollen Beitrag zu der Arbeit der leitenden Körperschaft leisten.<

Cherkahphael

 Gut, Gerd! Dann brauche ich nicht mehr fragen!

Heimkehrer

 Und warum nicht? Manche Frage blieb ja noch offen.

Heimkehrer

 Damit mehr Leben ins Forum kommt...

- danke für die Umstellungen, es klappt bei mir alles bestens! -  

...könnten wir einen Brief vom LK-Mann Gerrit Lösch "wiederbeleben". Der mag einigen Neuankömmlingen hier noch fremd sein:


                        Gerrit Lösch
                        124 Columbia Hts.
                        Brooklyn, NY 11201
Wolfgang Bambach
Allerberg 20
D-83317 Teisendorf
Germany
                        10. April 2000

Lieber Bruder Bambach!

   Das Administration Office hat Deinen Brief vom 6. April erhalten und mir ausgehändigt, nachdem Du mich namentlich erwähnt hast. Ich möchte Dir herzlich für Deinen Brief danken und für das Vertrauen, das dadurch zum Ausdruck kommt, daß Du Dich persönlich an uns gewandt hast. Deine Sorge, daß wir alle Erläuterungen in der Literatur auf die Bibel, Gottes Wort, stützen, schätze ich sehr. Ich möchte Dir versichern, daß wir uns sehr bemühen, ´nicht über das hinauszugehen, was geschrieben ist´, obgleich wir gerne zugeben, daß wir manchmal im Übereifer, z.B. was Erwartungen betrifft, darüber hinausgegangen sind.

   Ich möchte Deinen Brief gerne selbst beantworten, also nicht ?im Namen? der leitenden Körperschaft, da diese derzeit außergewöhnlich viel zu tun hat.

   Du wirfst die Frage auf, ob und wie die Brüder Christi bei Lehrmeinungen und neuen Thesen mit zu Rate gezogen werden. Es haben alle Verkündiger auf der Erde die Möglichkeit, in Verbindung mit Lehrpunkten an die leitende Körperschaft zu schreiben und Vorschläge zu machen und die Ergebnisse oder Argumente ihrer Nachforschungsarbeit zu unterbreiten. Unter den Briefen, die wir erhalten, befinden sich immer wieder einmal auch solche von Gesalbten, die Vorschläge zur Revision verschiedener Erklärungen in unseren Schriften machen.

   Solche Briefe mit Vorschlägen werden nicht einfach abgelegt, sondern im Administration Office gelesen und in vielen Fällen dann an eine Abteilung des Schreibkomitees weitergeleitet, die sich speziell mit  Lehren und Vorschlägen für Änderungen befasst. Wenn das, was unterbreitet wurde, mit der Bibel in Harmonie zu sein scheint, dann mag das Lehrkomitee den Auftrag geben, daß eine Gruppe von Brüdern die Sache speziell studiert. Das kann Monate oder auch Jahre dauern.  
Man bemüht sich, sorgfältig und gewissenhaft zu sein. Wenn dann das Lehrkomitee überzeugt ist, daß eine Korrektur gerechtfertigt ist, dann mag ein Artikel entworfen werden, der die Änderung beinhaltet. Bevor dies allerdings gedruckt wird, lesen dies alle Brüder der leitenden Körperschaft und sie mögen etwas korrigieren, an das Schreibkomitee zurückschicken und der Artikel wird dann überarbeitet. Manchmal liest die leitende Körperschaft gemeinsam in einer Sitzung den Entwurf eines Artikels, der eine Korrektur beinhaltet und man diskutiert darüber, und macht weitere Änderungen, bis jeder übereinstimmt und die geänderte Lehre auch gewissensmäßig  vertreten kann.  
In diesem Sinne wenden wir Sprüche 15:22 an, was Du ja auch zitierst.  
Obige Vorgangsweise war, historisch gesehen, nicht immer verfolgt worden, aber seit mehreren Jahren wird so vorgegangen. Jedenfalls haben alle Gesalbten die Möglichkeit, Einfluß auf das zu nehmen, was veröffentlicht wird. Es gibt Gesalbte in der  Weltzentrale, die nicht Glieder der leitenden Körperschaft sind. Solche, und andere Gesalbte in verschiedenen Ländern, ob in einem Bethel oder nicht, werden manchmal gebeten, (1) Artikel zu verfassen und (2) haben die Möglichkeit, neue Gesichtspunkte aufzuzeigen, somit an Entscheidungsprozessen ?beteiligt? zu sein. ? Matthäus 24:45,46.

   Römer 3:1,2 sagt: ?Worin besteht die Überlegenheit des Juden, oder worin liegt der Nutzen der Beschneidung? In vielem, in jeder Hinsicht. Vor allem darin, daß ihnen die heiligen Aussprüche Gottes anvertraut wurden.? Was können wir aus diesem Text entnehmen? Wir dürfen uns als geistige Juden oder Israeliten verstehen, nicht wahr?


Wolfgang Bambach
10. April 2000
Seite 2

Aber so wie es bei den Juden in alter Zeit war, die ?heiligen Aussprüche Gottes? wurden in Wirklichkeit nicht allen Juden anvertraut, sondern vertretungsweise einigen Propheten. Ist es nicht so? Den Grundsatz auf heute anzuwenden würde bedeuten, daß auch heute die leitende Körperschaft  vertretungsweise für die Gesamtheit der Gesalbten tätig ist. Heute ist es zwar nicht eine Angelegenheit prophetische Aussprüche Gottes zu erhalten, sondern das, was man als mit bestem Gewissen als Aussprüche Gottes erkennt, dem Volke Gottes (Gesalbten und ?anderen Schafen?) zu vermitteln, - aber der Grundsatz ist der, daß wenige etwas stellvertretend für die Mehrheit tun.

   Das geht auch klar aus der Tatsache hervor, daß als die Beschneidungsfrage aufkam, sich nur die  ?Apostel und älteren Männer in Jerusalem? versammelten, um dies zu entscheiden. Sie haben nicht andere gesalbte Aufseher aus anderen Gegenden eingeladen.  Sie haben auch nicht gesalbte Männer eingeladen, die keine Aufseher waren. Diese damalige leitende Körperschaft hat  stellvertretend  für alle Gesalbten Entscheidungen in Lehrfragen getroffen. Sie haben nicht die Versammlungen angeschrieben (die nur aus Gesalbten bestanden) und sie um ihre Meinung gefragt, sondern nur ihre Entscheidung an die Versammlungen überall durch Kuriere gesandt. Jehovas Segen war offenbar auf dieser Vorkehrung, daß einige stellvertretend für alle Entscheidungen trafen, denn die ?Versammlungen wurden daher im Glauben gestärkt und nahmen von Tag zu Tag an Zahl zu.? Hier haben wir also das Muster für die heutige leitende Körperschaft , nicht wahr? Siehe Apostelgeschichte 16:5.

   Es ist auch zu erwähnen, daß von den 8000, die sich zu den Gesalbten bekennen,  etwa die Hälfte Schwestern sind, nicht wahr? Aber wahrscheinlich mehr als die Hälfte, weil allgemein mehr Schwestern in der Wahrheit zu sein scheinen, als Brüder. Zu der Klasse des treuen Sklaven gehören heute also etwa 4000 bis 5000 Schwestern. Wie sollte es anders sein, als daß die leitende Körperschaft diese vertritt? Und als Schwestern würden sie nicht versuchen, auf die leitende Körperschaft Einfluß zu nehmen, was Lehrpunkte betrifft, nicht wahr?

   Bestimmt wirst Du zustimmen, daß die Wahrheit sich nicht ändert. Es gibt im Laufe der Zeit wohl mehr davon. Was sich ändert, ist unser Verständnis der Wahrheit. Weil wir unvollkommen sind, verstehen wir nicht immer alles richtig, obwohl wir uns ehrlich bemühen. Darum kommt es zu Korrekturen. Würden andere Brüder aus verschiedenen Ländern, die vielleicht nicht in einem Bethel dienen, die leitende Körperschaft bilden und als solche geistige Speise verteilen, was meinst Du, würde es ihnen anders ergehen? Sieh, die geistige Speise besteht nicht nur in der Bibel selbst, sondern in Schriften,  die die Bibel erklären. Wer immer es ist, der schriftliche Erklärungen gibt, wird Fehler machen.

   Jehova könnte natürlich vermeiden, daß Fehler in Erklärungen gemacht werden. Er könnte Inspiration gebrauchen. Dann wären die Publikationen unfehlbar.  
Aber dann könnte man sie gleich zur Bibel dazu binden, denn nichts würde sie von der Bibel unterscheiden. Jehova hat es aber wohlgefallen, in der Zeit des Endes keine Inspiration zu gebrauchen. Wohl aber gebraucht er den heiligen Geist, um die Brüder, die Schriften verfassen, zu beeinflussen. Obwohl unsere Schriften nicht inspiriert sind, steht dennoch Gottes Geist dahinter.  
Da aber Menschen unvollkommen auf den Geist reagieren, wird das Resultat natürlich nicht unfehlbar sein. Jehova ist nicht davon abhängig, Inspiration zu gebrauchen, um sein Volk zu einem fortschreitend besseren Verständnis zu helfen. Er hilft uns auch ohne Inspiration, Dinge immer besser zu verstehen, wie die neuzeitliche Geschichte beweist.

Versetze Dich nun einmal im Geist in die neue Ordnung ? auch wenn Du die Hoffnung hegst, diese vom Himmel aus zu sehen:  
Wird es in der neuen Ordnung, im Paradies, noch Änderungen im Verständnis geben? Das ist sicher zu erwarten, denn Vollkommenheit gibt es erst am Ende der tausend Jahre. Das heißt aber auch, daß man erst am Ende der tausend Jahre Dinge vollkommen verstehen wird.


Wolfgang Bambach
10. April 2000
Seite 3

Aber bis dahin? Es wird sicherlich weitere Änderungen im Verständnis geben. Ob Jehova dann wieder Inspiration gebrauchen wird, wissen wir nicht, - sagt die Bibel auch nicht, ist aber denkbar.  

Stell Dir nun vor, 200 Jahre nach Harmagedon wird eine kleine Korrektur im Verständnis veröffentlicht. Es wird etwas korrigiert, das 100 Jahre nach Harmagedon im Druck erschien.  

Sollte dann 200 Jahre nach Harmagedon jemand das Vertrauen in die Weltzentrale verlieren?  
Sollte jemand dann sagen: Wären wir beider Bibel geblieben, dann wäre diese Änderung nicht nötig?  
Es ist dann nicht weit bis zu dem Punkt, wo jemand die Meinung vertreten könnte, die Bibel sei genug und wir bräuchten nicht zusätzliche Erklärungen von der Organisation. Die Bibel ist aber  nicht genug. Die Speise besteht nicht nur in der Bibel, sondern auch in den Erklärungen über biblische Lehren, Grundsätze und Prophezeiungen. Erwarte heute also bitte nicht schon etwas, was erst am Ende des Milleniums eintreten wird. Es ist auch sicher nicht richtig, bis zum Ende der tausend Jahre mit Auslegungen oder Erklärungen, mit dem Verteilen geistiger Speise zu warten, bloß weil man bis dahin fehlerhafte Erklärungen machen wird.

   Wenn jemand die Bibel auch auswendig kennt, so mag er dennoch geistig hungern, oder im Dunkeln wandeln, weil das ?Licht? nicht der Text der Bibel allein ist, sondern die Erklärungen, was die Texte in der Bibel bedeuten. Die Israeliten zur Zeit hatten die Bibel, aber was sie brauchten, waren die Auslegungen oder Erklärungen, was es bedeutet, damit sie es für sich im Leben richtig anwenden konnten. Ein Beispiel dafür kannst Du in Nehemia 8:8 lesen.

Du fragst: ?Wie sollen die Brüder Christi, wie im Hebräerbrief angesprochen, von der Milch zur  
festen Speise übergehen, wenn sie die selbe Speise wie jeder Neubekehrte  erhalten?? Sie erhalten nicht nur ?die selbe Speise? wie Neubekehrte. Mit Neubekehrten studieren wir vielfach auch noch nach ihrer Taufe eines der grundlegenden Bücher fertig und mit manchen wird auch noch ein zweites grundlegendes Buch studiert. Manche Bücher enthalten Milchspeise, wie das Erkenntnis-Buch. Aber für alle, die schon länger in der Wahrheit sind, gibt es auch Bücher, die viel tiefer gehen, wie z.B. das Offenbarungs-Buch und viele andere, die die ? kleinen Propheten? genau erklären, etc.

Du fragst: ?Könnte man einmal jährlich alle Gesalbten in dem jeweiligen Land, wo sie leben, zu  
einem Kongreß oder anderem Treffen zusammenbringen?? Gestützt darauf, daß es heutzutage ?eine Herde unter einem Hirten? gibt, sieht man keine Notwendigkeit dazu. ? Johannes 10:16.

Am Ende von Seite zwei Deines Briefes erwähnst Du verschiedene Schriftstellen, die anzeigen,  
daß Gesalbte vom heiligen Geist belehrt werden. Sicherlich erhielten und erhalten auch die Schwestern unter den Gesalbten, 72000 oder mehr, den heiligen Geist. Sie kamen oder kommen ihrer Aufgabe nach, als Glieder des ?treuen Sklaven? vorhandene geistige Speise in dem Maße auszuteilen, wie es ihnen die Bibel erlaubt. Mit mir haben zwei gesalbte Schwestern studiert, als ich in die Wahrheit kam, - in den fünfziger Jahren. Als Glieder der Sklavenklasse haben sie mir, einem prospektiven Hausgenossen , Speise ausgeteilt.

   Im Protestantismus ist die Auffassung stark vertreten, daß jeder die Bibel so verstehen
und anderen erklären darf,  wie er (vermeint) daß der heilige Geist ihn direkt belehrt. Zwischen den Zeilen scheinst Du sagen zu wollen, daß man die Organisation nur zum Organisieren braucht, aber nicht , um Entscheidungen zu treffen, was als offizielle Lehre zu gelten hat. Du schreibst auf Seite drei: ?Organisation muß sein, aber  nur, um bestimmte Verfahrensweisen zu organisieren, nicht um den Herrn über den Glauben anderer zu spielen.? Aufseher sind nicht nur da, um zu organisieren, sondern auch ?...um die Versammlung Gottes zu hüten, die er mit dem Blute seines eigenen Sohnes erkauft hat? (Apg. 20:28). Auch die Glieder der leitenden Körperschaft sind Aufseher, die die Aufgabe haben, die Schafe geistig zu behüten, zum Beispiel vor weltlichen Einflüssen oder vor Abgefallenen, etc. Das hat mit Lehre mehr zu tun, wie mit Organisieren. Paulus erwähnte auch in Epheser, Kapitel 4, daß Aufseher ?Hirten und Lehrer? sind. Das sind auch die Glieder der leitenden Körperschaft, - Hirten und Lehrer.
Wolfgang Bambach
10. April 2000
Seite 4

Denke doch auch bitte nochmals darüber nach, was zu dem Treffen der Apostel und älteren Männer in Jerusalem geführt hat, also zu einem Treffen der leitenden Körperschaft: Es war nicht so sehr das Organisieren, sondern um Entscheidungen in Lehrpunkten zu treffen, - wie Du weißt, bezüglich der Beschneidung, des Blutes und der Hurerei. Warum sollte es heute anders sein? Heute trifft die leitende Körperschaft auch Entscheidungen in Lehrfragen. Gesalbte, die nicht Glieder der leitenden Körperschaft sind, anerkennen demütig die Rolle der leitenden Körperschaft als Einrichtung zur Entscheidung in Glaubensfragen.

   Erlaube mir, eine Erfahrung zu erzählen: Während etwa 30 Jahren waren unsere treuen Brüder in Albanien praktisch vom treuen Sklaven abgeschnitten. Nur manchmal konnten Verwandte sie besuchen. Sie erhielten so gut wie keine neue geistige Speise während dieser Zeit. Unter diesen treuen Brüdern waren zwei Gesalbte. Einer davon schrieb später seinen Lebensbericht, der in unserer Zeitschrift erschien (Nasho Dori). Sicherlich konnte der heilige Geist den Mangel an regelmäßiger Speise wettmachen, so daß er geistig am Leben blieb. Auch las dieser Bruder täglich in der Bibel. Aber dadurch, daß er nicht mit dem Kanal frischen Wassers in Verbindung war, machte er auch nicht Fortschritte in seinem Verständnis und mußte, als die Freiheit kam, vieles nachholen. Der heilige Geist bewahrte ihn in der Wahrheit, aber was fortschreitende Erkenntnis anbelangt, so war er doch ?abhängig? von der Verbindung mit der leitenden Körperschaft und er hat dies auch demütig anerkannt.

   Eine Frage an Dich: Die Tatsache, daß die leitende Körperschaft die Entscheidung in der Beschneidungsfrage traf, hat sie sich damals dadurch als ?Herr über den Glauben? der anderen Gesalbten aufgespielt? Keineswegs. Warum sollte man heute also der leitenden Körperschaft unterstellen, sie spiele sich als ?Herr über den Glauben? der anderen auf ? So, wie die anderen Gesalbten der damaligen leitenden Körperschaft vertrauten, vertrauen auch heute Gesalbte und die ?große Volksmenge? der leitenden Körperschaft..

   Sicherlich ist Jesus der ?Weg, die Wahrheit und das Leben? und niemand kommt zum Vater, als nur durch ihn. Deswegen betont auch die leitende Körperschaft immer die wichtige Rolle Jesu. Die Kapitel, die in den letzten Wochen im Buchstudium behandelt wurden, unterstreichen doch auch diese Einstellung, nicht wahr? Daß Christus als das Haupt der Christenversammlung anerkannt wird, geht auch aus der Tatsache hervor, daß jedes Jahr der Vorsitz in der leitenden Körperschaft wechselt. Warum? Um dem Ausdruck zu verleihen, daß man voll anerkennt, daß Christus das Haupt ist. Das ändert aber nichts an der Tatsache, daß Jesus im ersten Jahrhundert eine leitende Körperschaft gebrauchte, von der andere in Bezug auf ihr Bibelverständnis abhängig waren.  So ist es auch heute.

   Passender weise hast Du Micha 6:8 angeführt: ?Recht zu üben, Güte zu lieben und bescheiden zu wandeln mit unserem Gott?. Mögen wir alle gemeinsam, Du und wir, bescheiden an dem Platz dienen, an den uns unser Herr Jesus gestellt hat, als Glieder der einen Herde (Organisation) Christi.

   Mit Dir bemüht, die ?Gebote Gottes zu halten und das Werk des Zeugnisgebens für Christus? zu fördern, grüße ich Dich herzlich. (Offenbarung 12:17) Wenn Du weitere Fragen hast, wende Dich doch bitte  vertrauensvoll an das Zweigbüro in Selters. Nochmals herzlichen Dank für Deinen Brief.

                                 Dein Mitdiener
                              Gerrit Lösch  *
Kopie: Germany Branch

P.S.: Du kannst Gedanken aus diesem Brief gerne mit anderen besprechen, mache aber bitte keine Kopie(n).  


*  im Original eigenhändige Unterschrift.

Stephan E.

 Danke, Gerd. Der Admin hat beherzt eine ganze latte alter Beträge gelöscht (der Umfang war einfach zu groß, so dass einige Funktionen des Forums, wie z.B. die Baumstruktur, nicht mehr liefen).
Wenn du kein Lebensziel hast, hast du dich wahrscheinlich auch mit nichts ernsthaft beschäfigt.
Dr. David Burns

Heimkehrer

 Vor über 2 Jahren sorgte ein Ausschlußverfahren hier im Forum für starke Reaktionen. In der Baumstruktur fand ich das Thema "Ritas Ausschluß" (o.s.ä.) nicht mehr. Das ganze Verfahren, bis hin zum Brief von Gerrit Lösch am Ende, möchte ich für die Neuankömmlinge hier nochmals - in Etappen - hereinstellen. So begann es mit Rita, die mir ihre Erlebnisse damals aus der französischen Schweiz zusandte:

(Übersetzung)

Rita ...  

S., den 24. November 2000  
Berufung gegen Gemeinschaftsentzug  

Liebe Brüder,  

das Rechtskomitee der Versammlung S. hat mir am 20. November 2000 telefonisch mitgeteilt, es sei verpflichtet mich auszuschließen. Ich lege hiermit gegen diesen Beschluß Berufung ein.  

Gründe: Die Ältesten hielten mir vor, man habe mich mit der ausgeschlossenen ehemaligen Schwester M. sprechen sehen, und man verlangte, dies künftig gemäß den Anweisungen zu unterlassen; ich müsse diese Frau wie nicht existent behandeln.  

M. ... wohnt im gleichen Haus mit mir, in der Wohnung direkt unter mir; wir sind die beiden einzigen Mietparteien, was schon ersichtlich macht, daß es manchmal Dinge notwendig zu besprechen gibt, ähnlich wie wenn zwei Personen am gleichen Arbeitsplatz tätig sind. Darüber hinaus kennen wir uns seit vielen Jahren und sind befreundet. Ich weiß, daß ihr Gemeinschaftsentzug auf einer falschen Beschuldigung beruht. Aus diesem Grund konnte und kann ich es vor meinem Gewissen nicht verantworten, sie wie eine Schuldige zu verurteilen, gar wie eine Antichristin zu behandeln . Wohlgemerkt: ich stelle nicht die biblische Einrichtung und Verfahrensweise des Gemeinschaftsentzugs in Frage. Es handelt sich hier um den konkreten Fall dieser Schwester, was ja auch die Anklage war, um nichts anderes.  

Auch die Ältesten wissen inzwischen, daß die Anklage gegen M. falsch war. Doch sie sagten: auch wenn sie das nicht getan hat, wessen man sie beschuldigte, so hat sie dann doch bei der Verhandlung nicht die Wahrheit gesagt, und der Gemeinschaftsentzug ist dann eben für die Unwahrheit ,für Lüge?. Man zitierte mir Offenbarung 21:8 und den Fall von Ananias und Sapphira. Das erscheint mir so, wie wenn ein Richter der Welt sagen würde : ,der Mensch ist wegen schweren Raubes verurteilt; nun stellt sich heraus, daß er an der Tat unschuldig ist; aber er hat, wie mir jetzt bekannt wurde, irgend wann einmal eine Sachbeschädigung verursacht. Darum übertragen wir einfach das Urteil !? Nicht einmal im satanischen Weltsystem ? um es mit dem Wortlaut unserer Veröffentlichungen auszudrücken ? wäre das möglich; selbst dort erwarten die Brüder, wenn sie die Gerichte anrufen, doch Gerechtigkeit; sollte unsere theokratische Gerechtigkeit geringer und schlechter sein ? Und sollte jemand, der von einem ungerechten Urteil weiß, dann zu einem lieblosen und ungerechten Verhalten gegen sein eigenes Gewissen aufgefordert, genötigt oder gar unter Androhung von Sanktionen gezwungen werden ? (Der Wachtturm 15.7.1997 S.13 § 21)  

Ich dachte immer, daß die Gesellschaft die Ältesten in ihren Informationen angewiesen hat, bei der Behandlung von Unwahrheiten oder Lügen gutes Urteilsvermögen, Ausgeglichenheit und Vernünftigkeit walten zu lassen, besonders wenn der Betroffene psychischem Druck oder Streß ausgesetzt war oder er Menschenfurcht hatte, und wenn bekannt ist, daß sich jemand nicht schamloses und böswilliges Lügen zur Gewohnheit gemacht hat. Man sollte diejenigen vielmehr mit liebevoller biblischer Ermahnung wieder zurecht bringen und nicht einfach ein falsches Urteil auf einen völlig anderen Sachverhalt übertragen, weil man sich vielleicht davor fürchtet, ein Unrecht eingestehen zu müssen. Aber ein anderes Unrecht hebt das frühere nicht auf.  

Ein weiterer Punkt ungerechten Verhaltens seitens der Ältesten muß ich hier leider erwähnen. Man erlaubte mir, M. als Zeugin zur Verhandlung mitzubringen; aber während mehr als einer Stunde, in der die Ältesten mit ihr sprachen, wurde ich aus dem Raum verwiesen. Vor welchem Gericht jedoch wird der Angeklagte aus dem Raum gewiesen, wenn sein eigener Zeuge gehört wird ? Es war meine Verhandlung, nicht die von M. ! Ist das gerecht oder Machtmißbrauch ? Danach sagte man mir unter anderem, man könne einen (ungerechtfertigten) Gemeinschaftsentzug nicht aufheben, denn welchen Eindruck würde das bei den Brüdern und Schwestern in der Versammlung machen ! Aber hat nicht der Wachtturm vom 15.9.1996 gezeigt, daß man Vertrauen gewinnt, wenn man sich entschuldigt, und dazu gehört doch sicher auch das Berichtigen von Irrtümern oder Unrecht, wie ja auch der Wachtturm vom 15.11.1993 sagt. Niemand macht den Ältesten Vorwürfe, denn sie waren damals bei ihrer Entscheidung im guten Glauben, aber jetzt wissen sie, daß diese Entscheidung ? ohne ihr Verschulden ? falsch war da M. nicht getan hat was unter 1 Kor. 5 und 2 Joh 10-11 fallen würde. Sollte man diese deshalb nicht doch in Ordnung bringen, statt am Unrecht festzuhalten wegen ,ihres Ansehens??  

Man verwies mich wiederholt auf Matt. 18:15-17. Mir ist nicht bekannt, daß ich gegen jemanden im Sinne von Matt. 18 gesündigt hätte. Falls man nur den Vers 17 gemeint haben sollte, aus dem Zusammenhang heraus, nur um die Verhaltensweise gegen ,Fremde und Steuereinnehmer? zu erläutern, so bin ich gern bereit, diese Worte Jesu zu beachten. Und hat Jesus den Jüngern nicht selbst vorgelebt, wie er seine Worte verstand ? Er erfüllte das Gesetz Jehovas vollkommen, also auch die Worte in 5. Mose 10:18-19. Oder wollten die Brüder mir sagen, er habe seinen Jüngern die Nachahmung des hartherzigen und unbiblischen Beispiels der Pharisäer empfohlen und nicht die Beachtung des Gesetzes und seines eigenen Beispiels ?  

Man stellte mich vor die Wahl, zu gehorchen oder die Konsequenzen zu tragen. Aber kann mich jemand zwingen, gegen mein Gewissen zu handeln, was ja Sünde ist (Röm 14:23). Der Einwand, ein Gewissen könne sogar gewissen Verhaltensweisen zustimmen wie zum Beispiel, wenn Menschen aus der Welt finden, daß ein Leben in ,wilder Ehe? völlig normal sei, halte ich für geschmacklos, ja für widerwärtig, wenn man dies einer Schwester sagt, die sich wirklich bemüht hat und bemüht, nach Gottes Wort zu leben. Kann man von mir verlangen, etwas zu tun, was ich als Unrecht erkenne ? Sind Älteste Herren meines Glaubens (2 Kor. 1:24) ? Wenn Älteste (unbewußt und deshalb auch unfreiwillig) ein Unrecht getan haben, sollten sie es dann nicht von sich aus in Ordnung bringen statt zu verlangen, das Unrecht um der Einheit willen mit zu tragen ?  

Und kann man mir vorwerfen, der Organisation nicht unterwürfig zu sein oder zu gehorchen ? Wo hat die Organisation je verlangt, eine bekanntermaßen falsche Entscheidung der Ältesten gegen das eigene Gewissen zu vertreten ? Die Brüder in Frankreich haben gerade jetzt in ihrem Traktat ,Welches Komplott wird in Frankreich geschmiedet ??, den sie in 12 Millionen Exemplaren verteilten, deutlich gesagt, daß ,sie die Gewissensfreiheit sehr hoch halten?. Das ist doch wohl die Meinung der Organisation, oder ? Denken hier die Ältesten nicht auch so ? Wollen sie mich zu einer ,Abtrünnigen? machen, nur um an ihrem Unrecht festzuhalten ?  

Ich habe in den Jahren der Gemeinschaft mit den Brüdern ? sowohl als Pionierin wie als Verkündigerin - die Bruderschaft schätzen und lieben gelernt, und ich würde sie jederzeit gegen Unrecht und falsche Anklagen verteidigen, aber ich habe auch gelernt, daß wir vor unserem Schöpfer Jehova eine persönliche Verantwortung tragen (Röm. 14:12; 2. Kor. 5:10).  

Ich habe nichts getan, was ich vor Jehova und seinem Sohn, dem Richter aller, nicht bekennen würde, nichts, was nach meiner Erkenntnis einen Gemeinschaftsentzug verdienen würde. Und ich kann vor Jehova nicht gegen mein Gewissen handeln.  

Zusammenfassend stelle ich fest, daß die Ältesten mich keiner Sünde anhand der Bibel überführt haben. Der Eindruck verstärkt sich, daß ich gerichtet und verurteilt werde aufgrund von Regeln und Anweisungen zu denen nur Älteste Zugang haben und der Wachtturm vom 15.1.1994 S. 17 und 20 verstärkt mich noch in meinem Unbehagen. Darin war über die Anweisungen, die Älteste als gerechte Richter anwenden sollten, folgendes zu lesen: ,Älteste müssen die Bibel regelmäßig studieren und zu Rate ziehen sowie mit den biblischen Publikationen gründlich vertraut sein, die der treue und verständige Sklave veröffentlicht (2. Timotheus 3:14, 15). Dazu gehören die Zeitschriften Der Wachtturm und Erwachet! sowie andere Veröffentlichungen, die die Anwendung biblischer Grundsätze in speziellen Situationen zeigen.? Eine dieser Veröffentlichungen wird dann in einer Fußnote wie folgt beschrieben: ?Zu diesen Veröffentlichungen gehört das Buch ?Gebt acht auf euch selbst und auf die ganze Herde?, das biblische Richtlinien enthält und für ernannte Versammlungsaufseher oder Älteste bestimmt ist.? Welche andere Veröffentlichungen gibt es noch ? Ich glaube zu wissen daß die Israeliten nur ein Gesetz hatten, sowohl für die Richter wie für die Angeklagten. Abschließend möchte ich noch sagen, daß ich nie den Eindruck hatte, daß meine Verhandlung im Geiste des Wachtturms vom 1.7.1992 S.15-16 verlief. Auszugsweise war zu lesen: ,Mit ehrerbietiger Furcht müssen Älteste, die einen Rechtsfall behandeln, ihr Äußerstes tun, um sicherzugehen, daß Jehova tatsächlich ?mit ihnen ist in der Sache des Gerichts?. Ihre Entscheidung sollte genau widerspiegeln, wie Jehova und Christus den Fall betrachten... Die Atmosphäre bei einer Verhandlung vor dem Rechtskomitee sollte zeigen, daß Christus tatsächlich in ihrer Mitte ist.? Zu keiner Zeit verspürte ich diese Gegenwart Christi, noch daß man bestrebt gewesen wäre, ein Schaf mit den Worten zu retten, die ihm sein Vater anvertraut hatte !  

Für all diese Gründe lege ich hiermit Berufung gegen den beabsichtigten Gemeinschaftsentzug ein in der Hoffnung, gerechte Richter zu finden.  

In Erwartung Eurer Antwort sende ich Euch meine brüderlichen Grüße,  
R.  
-------------------------

Forts. folgt
Gerd

ExZj

Aber hat nicht der Wachtturm vom 15.9.1996 gezeigt, daß man Vertrauen gewinnt, wenn man sich entschuldigt, und dazu gehört doch sicher auch das Berichtigen von Irrtümern oder Unrecht, wie ja auch der Wachtturm vom 15.11.1993 sagt. Niemand macht den Ältesten Vorwürfe, denn sie waren damals bei ihrer Entscheidung im guten Glauben, aber jetzt wissen sie, daß diese Entscheidung ? ohne ihr Verschulden ? falsch war da M. nicht getan hat was unter 1 Kor. 5 und 2 Joh 10-11 fallen würde. Sollte man diese deshalb nicht doch in Ordnung bringen, statt am Unrecht festzuhalten wegen ,ihres Ansehens??

Lieber Gerd,
hatte diesen Bericht auch mit grossem Interesse damals verfolgt.
Möchte darauf mit einem Zitat von Bertrand Russel antworten der wie folgt lautet:
ZitatWer Wirklich Autorität hat, wird sich nicht scheuen, Fehler zuzugeben.

Wir sprechen von Autorität und meinen oft zwei verschiedene Dinge: Die eine Art ist eine eher äusserliche, die in Staat und Wirtschaftsleben zur Aufrechterhaltung von Hirachien nötig ist.  

Vorgesetzte haben kraft ihres Amtes"Autorität" - gemeint ist eigentlich "Macht".

Wirkliche Autorität kann kein Amt verleihen, sie ist das, was wir allgemein mit "Charakter" bezeichnen.
Wer wegen der integren Lebensweise geachtet wird, verfügt über großen Einfluss, der von der hierarichien Stellung unabhängig ist. Nicht selbstverliebtes Machtstreben schafft letztlich Anerkennung bei anderen, sondern viel eher die Bereitschaft, sich mit den Begabungen hilfsbereit für andere einzusetzen.
Wer wegen stärken geliebt wird, darf auch zu Fehlern stehen, ohne fürchten zu müssen, Ansehen zu verlieren, denn alle wissen: Dieser Fehler war die Ausnahme und nicht die Regel.
Zu einem reifen Charakter gehört ja auch der Mut und die Selbst-sicherheit, eigene Schuld einzugestehen.
So ein Mensch findet sicherlich mehr An-erkennung als jemand, der sich für perfekt und unfehlbar hält - und sie auch selbstkritisch zugeben kann
Dem kann und will ich nicht mehr hinzufügen!

ExZj