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Thema dieses Diskussionsforums sind Sekten und ihre Machenschaften. Jeder, der daran Interesse hat, ist herzlich eingeladen, sich hier zu beteiligen. Eine Herausforderung an alle, die selber denken und nicht nur denken lassen.

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Handfeste Vorteile kein Zeuge Jehovas zu sein

Begonnen von +, 25 Jul 2011, 15:05

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Es meinte vor kurzen jemand der die Zeugen Jehovas vor 30 Jahren verlassen hat, dass man doch die positiven Auswirkungen nennen sollte, die es hat wenn man kein Zeuge Jehovas mehr ist.
 
Wir Aussteiger werden von der Wachtturmgesellschaft benützt, ob wir wollen oder nicht, indem wir von unseren Problemen und Leiden nach dem Ausstieg berichten.
Leiden die von der Sekte durch ihre Menschenrechtsverletzungen im Zusammenhang mit dem Gemeinschaftsentzug selber verursacht werden.
Leiden die noch Eingeschlossene davon abhalten sollen die Sekte zu verlassen.
Auf der anderen Seite gibt es im Grunde so gut wie nur positive Aspekte wenn man die Wachtturmsekte verlässt.
 
Welche positiven Auswirkungen gibt es bei euch, als ihr die Wachtturmgesellschaft verlassen habt?
 
Ich erzählte schon mal von meinem Vater bei dem sich umgehend gesundheitliche Verbesserungen einstellten, als er die Wachtturmgesellschaft endlich los geworden ist.
 
Und auch bei mir kann ich das definitiv bestätigen.
Früher war ich sehr oft erkältet.
 
Seit April 2010, seit ich meinen Zeugenjehovas Haushalt verlassen habe, war ich nicht einmal krank.
Kein Fieber, kein Husten, kein Schnupfen.
 
Es ist ja kein Beinbruch mal erkältet zu sein aber wenn man dagegen bedenkt, wie oft ich aufgrund des psychischen Drucks im Bethel und danach, zum Teil dauererkältet war, ist das ein überraschender unmittelbarer Segen das ich jetzt seit über einem Jahr nicht einmal erkältet war.

Welche Handfesten Segen bringt es mitsich kein Zeuge Jehovas zu sein?

Barbara

#1
Ich war einige Jahre vor meiner Erkenntnis, dass es sich nicht um die vom Geist geleitete Organisation handelt in einem solch erbärmlichen nervösen Zustand, dass ich mich nicht mehr an der "Theokratischen Predigtdienstschule" beteiligen konnte und auch keine Demonstrationen auf der Bühne mehr zustande brachte. Allein der Gedanke daran machte mir Herzrasen, Schweißausbrüche und mir wurde schwarz vor Augen. Ich musste den Text komplet auswendig lernen, da ich keine Notiz lesen konnte. Lediglich Antworten vom Platz aus über das Mikrofon waren mir möglich. Diese Panik-Atakken sind komplett verschwunden. Ich kann Interviews vor der Kamera oder im Radio live geben und auch Referate und Lesungen ohne Probleme halten. Ich erkläre mir das damit, dass ich jetzt die Freiheit habe einfach zu sagen was ich auch glaube und nicht sagen zu müssen was der Sklave sagt.
Auch die Bedenken, wir wären dann materiell wesentlich ärmer, weil wir nicht mehr die "liebevolle" Unterstützung der Versammlung hätten, ist in das genaue Gegenteil umgeschlagen. Es geht uns jetzt deutlich besser. Freunde, die uns wirkliche Freundschaft bewiesen haben, haben wir inzwischen so viele wie noch nie zuvor in unserem Leben, denn diese werde uns nicht verlassen, weil wir nicht mehr genau das gleiche glauben wie sie.
Der Spruch: "Man sieht durch eine Träne weiter als durch ein Fernglas" ist wohl wahr. Die Tränen waren kein Grund zum Jubel. Aber was danach kam, war jede Träne wert.

memyselfandi

Zitat von: +Welche Handfesten Segen bringt es mitsich kein Zeuge Jehovas zu sein?

Du bist im Irrtum, wenn Du denkst, das sich positive Berichte nicht Instrumentalisieren lassen. Wenn es einem Aussteiger gut geht, dann ist es entweder Satan zu verdanken, oder wenn gar nichts hilft, dann sind Gottes Wege unergründlich, oder so.

Du kannst tun und lassen was Du willst, Du wirst immer Instrumentalisiert werden. Das einzige was Du in der Hand hast, sofern es nicht schon zu tief in Deiner Seele schaden angerichtet hat, ist, das Du der Sekte weniger bis keine Gewalt mehr über Dich gibst. Allerdings: So lange Du sie bekämpfst, solange Du Dich ständig weiter mit ihr beschäftigst, so lange hat sie Gewalt über Dich. Über Dich und Dein Denken, denn beides wird nach wie vor von ihr bestimmt.
,,Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen." Aristoteles

Bernd

Ich bin geradezu schlagartig meine 28 Jahre dauernden Depressionen losgeworden.

Cati

-kein Antidepressivum mehr nötig
-ständige Kopfschmerzen plötzlich verschwunden
-ich kann im Dunkeln schlafen, was jahrelang gar nicht ging

-und wenn es mal stressig wird z.B. im Job, dann darf ich mir heute am Wochenende die nötige Ruhe gönnen
Wenn dir das Leben eine Zitrone gibt, frag nach Salz & Tequila!

sturm.kind

Das mit den Krankheiten kann ich bestätigen. War ich bis zu meinem Ausstieg oft rückenleidend, oder erschöpfungserkältet, hatte ich danach nur einmal eine schwere Grippe, vllt. war es damals die Schweinegrippe. Aber auch da war ich ruckzuck wieder fit.

Mein Gehirn dreht sich nicht mehr im Matsch. Ich kann Dinge klar erkennen und sehen - oder mir eben eingestehen, wenn ich etwas nicht klar erkenne, ohne dass ich deswegen ein schlechtes Gewissen habe.

Überhaupt, das schlechte Gewissen. Und zwar nicht wegen tatsächlicher Untaten, sondern nur, weil man nicht genug Heftchen liest, nicht genug aquiriert, zuviel masturbiert, weil man die Nachbarn als Freunde mag, weil man Sonntags bei 25° nicht im Jacket schwitzen mag, weil man am Wochenende mal ausschlafen möchte, auf Oralsex steht, der Verlobten die Brüste streichelt... es gibt NICHTS im Leben eines Zeugen, keine natürliche Regung, die nicht mit einem schlechten Gewissen verbunden ist.
Selbst wenn man eifrig ist im Dienst und der Versammlung, auch dann schlägt das schlechte Gewissen, weil man ja schließlich auch "heilige" Verpflichtungen gegenüber der Familie hat.
So wird das Hirn dauernd mit Matsch beschäftigt.

Mein Unterbewusstsein beschäftigt sich nicht mehr damit, wie ich innerhalb der Organisation einen Rest an Eigenständigkeit bewahren kann, um mein Selbst abzugrenzen.

Ich habe nicht nur Zeit zum leben, ich habe nun vor allem den Geist dafür frei.


Anfangs fühlte es sich an, wie eine Rettung, noch schwach, zitternd, am Tropf liegend, aber einer Katastrophe entronnen. Ich stand nämlich kurz davor, Depressionen zu entwickeln. An meiner Unfähigkeit zu verzweifeln, weil ich ja so vieles MÜSSTE. Lediglich mein dickes Fell hatte mich noch davor bewahrt.
Jetzt fühlt sich das an, wie Urlaub. Egal, wieviel oder wiewenig ich arbeite. Und auch egal, wie fähig oder unfähig ich mein Leben meistere. Ist ja jetzt allein mein Ding.

lg
s.k.
"Es ist so einfach, glücklich zu sein. Schwer ist es nur, einfach zu sein." (Dr. Eckhart von Hirschhausen)

"Wenn du dein Haus in seine Bestandteile (Steine, Rohre, Kabel...) zerschlägst, um es zu verstehen, wirst du es weder begreifen, noch jemals wieder darin leben können." (myself)

Christin

Zitat von: sturm.kindIch habe nicht nur Zeit zum leben, ich habe nun vor allem den Geist dafür frei.

Klasse beschrieben sturm.kind :R:

Mir geht es nach unserem Ausstieg seelisch besser. Ich hatte immer so einen Druck im Magen, wenn wir in die Versammlung oder in den Dienst sind. Da ich immer berufstätig war, hätte ich Samstagsmorgen lieber meinen Haushalt gemacht und Sonntags einfach mal richtig ausgespannt. Auch hat mir unsere Tochter leid getan, dass wir dadurch wenig Zeit für sie hatten. Sie ist zwar nicht oft mit in den Dienst und wenn Donnerstag Versammlung war, hatte sie meistens noch Aufgaben für die Schule zu erledigen. Wir haben sie nie gedrängt mit zu gehen und da bin ich heute sehr froh darüber. Sie sagte letzthin zu uns, dass es für sie immer schlimm war, in den Dienst zu gehen.

Ich muss sagen, dass mein Mann und ich seit unserem Ausstieg so richtig befreit und glücklich sind. Wir genießen alles mit Freuden, was wir früher nicht durften. Geburtstage feiern, Weihnachten Geschenke kaufen, wieder mit allen (Nichtzeugen) Verwandten ein gutes Verhältnis haben, regelmäßig ins Theater gehen, (ging früher nicht aus Zeitmangel) Sonntagsmorgens in Ruhe lange frühstücken ohne zu hetzen, weil man früher ja pünktlich in der Versammlung sein musste.

Wenn wir ZJ treffen fragen sie uns immer wieder: seit ihr jetzt glücklich und geht es euch gut? Sie meinen immer, ohne den Glauben muss es einem schlecht gehen. Da mein Mann ja nicht ausgeschlossen ist, sprechen viele noch mit uns. In unserer Ex-Versammlung gibt es ganz viele Personen die schlimmste Depressionen haben. Darunter auch Frauen von Ältesten und von Personen, wo wir nie gedacht haben, dass es ihnen so schlecht geht.

Ich  kann nur sagen, dass es für uns als Familie das Beste war, die WTG mit ihren Irrlehren zu verlassen.

Lavendel

Zitat von: BerndIch bin geradezu schlagartig meine 28 Jahre dauernden Depressionen losgeworden.

Ja, so ist es auch bei mir. Bin stabiler ohne Harmagedonangst, muß mich nicht schlecht fühlen, weil ich mich des Lebens freue. Wenn ich Fehler mache, verzeihe ich sie mir schneller und stelle nicht meine gesamte Existenz deswegen in Frage.
Lassen Sie mich vorbei, ich will mein Leben leben. - Carlo Pedersoli   (Sekt)
What day is it? - It's today. - My favorite day!




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und ich durfte durch meinen Ausstieg und Infolink meine Steffi kennenlernen, mit der ich nun schon drei wunderschöne Jahre erleben durfte...

XoTrance

c032-1.gif Jaja, Infolink hat durchaus bindende Tendenzen...gg*

Ich hab seid meinem Weggang endlich wieder Ruhe das zu machen was ich will. Ganz besonders in den Abendstunden. Ich gehöre noch zu der Generation, in der man drei mal die Woche in den Saal wetzen musste. Immer in den Abendstunden. Dann noch Sonntags morgens. Was hab ich es gehasst. Da ich eine "Gefischte" war und nur 4 Jahre dabei konnte ich relativ schnell meinen Alltag wieder aufnehmen.
Wer glücklich sein will braucht Mut!
Mut zur Veränderung, neue Brücken zu bauen,
alte Pfade zu verlassen und neue Wege zu gehen.



freigeist

#10
ich war schlagartig mein an-trainiertes schlechtes Gewissen los. Konnte plötzlich wieder atmen....Und habe begriffen, was wirkliche Freiheit bedeutet,was
 wahre Freunde sind, die mich auch heute noch begleiten.Und endlich nicht mehr Sonntag früh los rennen, immer nur im Schweinsgalopp.
Der Kluge lernt stets von Anderen, Mittelmässige durch Schaden und Spott.
Dumme wissen immer alles besser.

Martin

Für mich ist das Leben einfach anders - ich möchte es weder schlechter noch besser definieren.

Bittersweet

Früher habe ich funktioniert. Jetzt lebe ich.

snovalis

- unvermittelt aufsteigende Hitze mit Nasenbluten verschwunden
- ein immer wiederkehrender Alptraum von heute auf morgen weg
- viel bessere Nerven
- Wochenenden ohne schlechtes Gewissen, weil incht im PD oder mit Sehnsucht nach anderen Dingen, weil im PD
- Daten, ohne gleich heiraten zu müssen ... ;-)
...
...
Hach, es gibt so vieles. Mein Leben ist DEFINITIV besser, gesünder, freier, fröhlicher
Das Publikum verwechselt leicht den, welcher im Trüben fischt, mit dem, welcher aus der Tiefe schöpft (Nietzsche, Friedrich).
Heard of a rumour, that god got a sick sense of humor (Depeche Mode).
... und ich tanz' einfach weiter (Wolfsheim)!
Der Mond besteht aus grünem Käse (snovalis).
Jeder nach seiner Facon (Friedrich II. d. Gr.).

snovalis

Zitat von: BittersweetFrüher habe ich funktioniert. Jetzt lebe ich.
Das ist großartig auf den Punkt gebracht!
Das Publikum verwechselt leicht den, welcher im Trüben fischt, mit dem, welcher aus der Tiefe schöpft (Nietzsche, Friedrich).
Heard of a rumour, that god got a sick sense of humor (Depeche Mode).
... und ich tanz' einfach weiter (Wolfsheim)!
Der Mond besteht aus grünem Käse (snovalis).
Jeder nach seiner Facon (Friedrich II. d. Gr.).